Über die Ötschergräben und den Rauhen Kamm auf den Ötscher

Die Hauptattraktion dieser Tour: Der Raue Kamm. Foto: Peter, POW AT

2 Tageswanderung mit Kraxelstellen durch atemberaubende Landschaft

Diese landschaftlich vielseitige Tour führt vom Nationalparkzentrum Ötschergräben durch diese hindurch, hoch zum Rauen Kamm, mit ein paar Kraxeleien des 1.-2. Schwierigkeitsgrades über den hohen Ötscher und wieder hinab zum Schutzhaus Vorderötscher. Am nächste Tag gelangt man über die nach Mitterbach. Die Höhenmeter auf dieser Tour kommen sehr geballt und steil, der Weg ist gut markiert und es warten großartige Ausblicke, vielfach wechselnde Landschaften und mehrere Bademöglichkeiten.

Unsere Tour startet beim Nationalparkzentrum Ötschergräben, 200 Meter von der Bahnstation Wienerbruck-Josefsberg entfernt. Von St. Pölten fährt die Schmalspurbahn Mariazeller Bahn 1:50 Stunden eine wunderschöne Strecke entlang. Wer will kann sich ein Erste Klasse Ticket leisten und die Fahrt in einem Panoramaabteil genießen, aber auch in den normalen Abteilen ist die Strecke schön und macht der Semmeringbahn Konkurrenz.

Steckbrief

Tag 1Tag 2
RouteBhf. Wienerbruck – Ötschergräben – Rauher Kamm – Ötscher Gipfel – ÖtscherschutzhausSchutzhaus VorderötscherSchutzhaus Vorderötscher – Bhf. Mitterbach/Erlaufsee
Dauer 10 h3 h
Distanz 24 km11,5 km
Höhenmeter +1400m/-1300m+150m/-250m
Panoramawagoon der Schmalspurbahn Mariazeller Bahn. Foto: Peter, POW AT
Panoramawagoon der Schmalspurbahn Mariazeller Bahn. Foto: Peter, POW AT

Für die Wartung des Weges durch die Ötschergräben wird beim Nationalparkzentrum ein kleiner Unkostenbeitrag verlangt, der jedoch nach Betrachtung der Wegführung und Zustand des Weges äußerst gerechtfertigt ist und gerne entrichtet wird.

Der Eingang in die Ötschergräben befindet sich ein paar hundert Meter den Stausee entlang nach dem Nationalparkzentrum.

Aufstieg

Die Wanderung beginnt mit einem circa 200 Höhenmeter langen Abstieg entlang des Lassingbaches durch einen Seitengraben hinunter zur Erlauf, dem Fluss, der durch die Ötschergräben fließt. Über Brücken, unter Felsdurchgängen hindurch und an Wasserfällen vorbei bahnt sich der Weg immer weiter hinunter. Nach der Hälfte des Weges kommt schon die erste Badestelle, an der sich auch schon mehrere Familien befinden und es sich an diesem heißen Tag bequem gemacht haben. Naturpool statt überfülltem Schwimmbad, die Kinder haben sichtlich Spaß.

Der Eingang in den Naturpark Ötschergräben führt am Anfang über Waldwege. Foto: Peter, POW AT

Der Weg führt durch Felstunnel hindurch und schnell zu den ersten Bademöglichkeiten. Foto: Peter, POW AT

Beim Kraftwerk Wienerbruck erreicht man schlussendlich den Hauptgraben und die Erlauf. Der Graben und Fluss wird nun etwas weiter und schön langsam lässt sich die Schönheit dieses Naturparks erahnen. Beim Kraftwerk sind einige Informationen angebracht und auch Kinder können hier durch einige Ausstellungsstücke die Technik hinter einem Wasserkraftwerk erleben. Wer will kann auch einen Sprung in das kleine Museum machen.

Beim Kraftwerk Wienerbruck öffnet sich der Graben und man kommt man erstmals an die Glasklare Erlauf. Foto: Peter, POW AT
Beim Kraftwerk Wienerbruck öffnet sich der Graben und man kommt man erstmals an die glasklare Erlauf. Foto: Peter, POW AT

Für Technikinteressierte wird hier ein Wasserkraftwerk erklärt. Foto: Peter, POW AT

Für uns geht es nun am Kraftwerk vorbei, der Erlauf immer flussaufwärts Richtung Jausenstation Ötscherhias. Der Weg ist ebenso schön wie auch vielfältig. Über Wurzeln und Waldwege, mit Holzbalken verstärkte Wege und Brücken und Galerien geht es immer weiter entlang. Die Landschaft wechselt nach jeder Kurve und wird mit Fortdauer durch das Einschneiden des Grabens immer enger und imposanter. Mehrere Jausen- und Badeplätze laden zu entspannten Pausen ein. Hier lässt sich auch ein gemütlicher Tag verbringen.

Immer der Erlauf entlang geht es weiter und weiter den Graben entlang. Foto: Peter, POW AT
Immer der Erlauf entlang geht es weiter und weiter den Graben entlang. Foto: Peter, POW AT

Der Weg ist mit viel Aufwand sehr schön in die Natur gelegt und eröffnet nach jeder Kurve erneut staunende Blicke. Foto: Peter, POW AT

Wir haben aber Höheres vor, also geht es immer weiter, an der Jausenstation Ötsherhias vorbei, bis es kurz nach den Mirafall zur Abzweigung Richtung Rauem Kamm kommt. Nun geht es 150 Höhenmeter steil bergauf aus den Ötschergräben hinaus. Oben angekommen geht es nun 10-15 Minuten flacher weiter auf einer Forststraße. Immer wieder lässt sich das imposante Gipfelmassiv des Ötschers erblicken. Genau dort wollen wir hin. In einer Rechtskurve, in der mehrere Forststraßen zusammenkommen, geht es über eine Wiese gerade auf den Gipfel zu nun wieder auf einen Wanderweg.

Nach dem steilen Ausstieg aus den Gräben erscheint das Gipfelmassiv des Ötschers. Foto: Peter, POW AT

Nun geht es 550 steile Höhenmeter, durch einen wunderschönen und wechselhaften Wald hinauf. Als der Wald etwas lichter wird, wird auch der Weg etwas schmaler und weniger gut erkennbar, hier darf man die Abzweigung nach rechts nicht verpassen.  Zuerst folgt man einem Weg durch Sträucher und später Latschen hindurch immer in Richtung der Felswand. Der Weg folgt dem Fuß der Felswand entlang vorbei an dem Höhlensystem des Ötschers, dem Geldloch und Taubenloch. Schon beim Vorbeigehen zieht die kalte Luft aus den Tiefen des Berges aus dem Höhleneingang und lädt an diesem heißen Tag zu einer willkommenen Pause ein. Nun geht es immer entlang der Felswand weiter, der Weg wird jetzt etwas weniger ausgetreten und abschüssiger, Trittsicherheit ist schon jetzt vonnöten, bis es wieder steil bergauf zum Beginn des Rauen Kamms geht. Oben angekommen trifft man auf den Hauptweg, der aus Lackenhof hier hinaufführt und die Einsamkeit ist nun vorbei.

Unterhalb der Felswand geht es entlang zum Einstieg in den Rauen Kamm. Hier befinden sich die zwei Eingänge (Geldloch und Taubenloch, etwa 10 Meter über dem normalem Weg) in das Höhlensystem des Ötschers. Foto: Peter, POW AT
Unterhalb der Felswand geht es entlang zum Einstieg in den Rauen Kamm. Hier befinden sich die zwei Eingänge (Geldloch und Taubenloch, etwa 10 Meter über dem normalem Weg) in das Höhlensystem des Ötschers. Foto: Peter, POW AT

Ab jetzt beginnt die Hauptattraktion dieser Tour, der Weg geht nun immer den imposanten Kamm entlang. Über Stock und Stein wird der Weg nun gröber und immer wieder müssen auch die Hände eingesetzt werden, bis die Kraxelstellen beginnen. Der Weg hier ist immer äußerst gut markiert. Zwei, drei Stellen sind maximal im zweiten Schwierigkeitsgrad zu überwinden, bei den kritischsten Stellen befinden sich auch Bohrhaken, vor allem um Kinder zu sichern. Die Tour macht nun richtig Spaß und wir fliegen immer weiter hinauf, bis der Kamm nach einem letzten Felsaufschwung flacher wird und die letzten 15 Minuten Richtung Gipfel wieder ein normaler Wanderweg ist.

Die Hauptattraktion dieser Tour: Der Raue Kamm. Foto: Peter, POW AT
Die Hauptattraktion dieser Tour: Der Raue Kamm. Foto: Peter, POW AT

In den Kraxelstellen des Rauen Kammes. Der Weg ist immer äußerst gut markiert. Foto: Peter, POW AT

Der Gipfelaufschwung. Hier befinden sich einige Haken zur Sicherung (speziell wenn Kinder die Tour mitgehen). Foto: Peter, POW AT

Gipfelpanorama

Am Gipfel eröffnet sich nun das Panorama der Alpenausläufer. Von Rax und Schneeberg über Veitsch, Hochschwab, das Gesäuse bis ins Tote Gebirge laden die Weitblicke zur Planung der nächsten Touren ein. Nicht umsonst wird der Ötscher als erster alpiner Berg bezeichnet.

Blick zurück über den Rauen Kamm. Foto: Peter, POW AT
Blick zurück über den Rauen Kamm. Foto: Peter, POW AT
Das Gipfelpanorama des Ötschers. Foto: Peter, POW AT
Das Gipfelpanorama des Ötschers. Foto: Peter, POW AT

Abstieg

Nach einer gemütlichen Pause und verdienten Jause geht es nun weiter Richtung Westen wieder bergab zum Ötscherschutzhaus. Die meisten Leute, die auf den Ötscher gehen, kommen aus dieser Richtung, da hier ein kleines Skigebiet ist und der Sessellift auch im Sommer in Betrieb ist. Beim Ötscherschutzhaus füllen wir unsere Flaschen wieder voll. Hier bietet sich auch die Möglichkeit, zu Fuß oder mit dem Lift nach Lackenhof zu gelangen, wo zwar selten aber doch auch ein Bus fährt.

Beim Ötscherschutzhaus kann nachgefüllt und gejausnet oder übernachtet werden und die Tour auch mit dem Sessellift nach Lackenhof abgebrochen werden. Foto: Peter, POW AT
Beim Ötscherschutzhaus kann nachgefüllt und gejausnet oder übernachtet werden und die Tour auch mit dem Sessellift nach Lackenhof abgebrochen werden. Foto: Peter, POW AT

Für uns geht es aber wieder Richtung Westen über ein Skipiste in den Riffelsattel. Von hier wechselt der Weg nach Süden und geht 350 Höhenmeter immer abwärts. Die erste Forststraße wird dabei überquert, die zweite nach rechts entlang gegangen bis man nach ein paar hundert Metern bei einer Kreuzung auf der Forststraße wieder flacher nach links geht. Nach zwei Kilometern zweigt der Weg in einer Linkskurve wieder in die Ötschergräben ab und man geht 150 Höhenmeter zum Boden hinab. Nun eröffnet sich wieder die eindrucksvolle Landschaft die der Ötscherbach in den Felsen gräbt.

Lange verweilen wir allerdings nicht in dieser Landschaft, denn bei einer Brücke zweigen wir Richtung Schutzhaus Vorderötscher ab. Da wir nun eine halbe Stunde vor unserem Ziel sind, beschließen wir, ein wohl verdientes Bad im erfrischend kalten Ötscherbach zu nehmen, bevor wir den Weg fortsetzen. Durch einen Seitengraben geht es nun die letzten 130 Höhenmeter zu unserem heutigen Tourenziel, dem Schutzhaus Vorderötscher.

Wieder in den Ötschergräben bei der Abzweigung zum Schutzhaus Vorderötscher. 20-30 Minuten vor dem Ende der Tour beschließen wir eine verdiente Abkühlung zu nehmen. Foto: Peter, POW AT
Wieder in den Ötschergräben bei der Abzweigung zum Schutzhaus Vorderötscher. 20-30 Minuten vor dem Ende der Tour beschließen wir eine verdiente Abkühlung zu nehmen. Foto: Peter, POW AT

Wunderschön liegt dieses Haus an einer Lichtung mit Blick auf den Ötscher. Wir beziehen unsere Betten im Lager und genehmigen unser wohlverdientes Abendessen. Das Haus verfügt über ein Lager, mehrere Zimmer und sogar einen Zeltplatz.

Das Schutzhaus Vorderötscher hat einen großen Außenbereich. So lässt sich der Abend gemütlich verbringen. Foto: Peter, POW AT
Das Schutzhaus Vorderötscher hat einen großen Außenbereich. So lässt sich der Abend gemütlich verbringen. Foto: Peter, POW AT

Am nächsten Tag machen wir uns nach dem Frühstück, das durchaus etwas üppiger hätte sein können, wieder auf den Weg. Für den Rückweg gibt es eine Vielzahl an Optionen, siehe dazu weiter unter. Da für heute immer wieder Regen angesagt ist und wir die Höhenmeter des letzten Tages doch auch spüren, beschließen wir, den einfachsten Weg über die Forststraße Richtung Mitterbach am Erlaufsee zu gehen. Für heute stehen 9 flache Kilometer immer leicht bergab auf dem Programm. Wir genießen das erfrischend feuchte Wetter, da es die letzten Tage immer über 30°C hatte. Der Regen hält sich in Grenzen und so spazieren wir gemütlich Richtung Mitterbach.

Auf der Forststraße Richtung Mitterbach. Foto: Peter, POW AT

Die letzten zwei Kilometer geht es durch den Ort zum Bahnhof, wer will kann hier auch in ein paar kleinere Cafés oder Gasthäuser einkehren.

Fazit zur Tour/Tipp(s)

Das Gebiet der Ötschergräben lädt zu etlichen Varianten dieser Tour ein. Folgende Übersichtskarte soll einige Beispiele geben.

  • Startpunkt Gösing
    Die Tour kann auch schon bei der Haltestelle Gösing an der Mariazellerbahn gestartet werden. Achtung, nicht jeder Zug hält dort. Von dort geht man 300 Höhenmeter nach Süden zum Erlaufboden hinab und geht dann immer der Erlauf Flussaufwärts durch die Tormäuer bis man zum Kraftwerk Wienerbruck gelangt.
     6,3 Kilometer, 85 Höhenmeter rauf, 349 Höhenmeter runter
  • Abstieg nach Lackenhof
    Vom Ötscherschutzhaus unterhalb des Ötschergipfel kann man zu Fuß oder mit dem Sessellift nach Lackenhof gelangen. Von dort aus braucht es allerdings drei verschiedene Busse nach Amstetten und dann wieder mit dem Zug nach Wien, insgesamt 3,5-4 Stunden. Allerdings ist die Chance auf eine Mitfahrgelegenheit sehr groß. Für einen Notfallausstieg allemal geeignet.
    3 Kilometer, 580 Höhenmeter hinunter, oder Sessellift.
  • Übernachtung Ötscherschutzhaus
    Die Tour kann auch beim Ötscherschutzhaus geteilt werden. Hier stehen mehrere Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung.
  • Zweiter Tag Ötschergräben
    Am zweiten Tag kann der Rückweg auch wieder durch die Ötschergräben führen. Für einen sonnigen Tag allemal zu empfehlen. Je nach Empfinden gibt es drei unterschiedlich lange Varianten. Gestartet wird jedesmal gleich den Weg des Vortages entlang des Greimelbaches in nördlicher Richtung in die Ötschergräben hinein. Bei der ersten Variante wird beim Ötscherhias aus den Ötschergräben ausgestiegen und zu den Haltestellen Erlaufklause (8,4 Kilometer, 200 Höhenmeter hinauf, 280 Höhenmeter hinunter) oder Mitterbach Gemeindealpe (12 Kilometer, 200 Höhenmeter hinauf, 300 Höhenmeter hinunter) gegangen. Die mittlere Variante ist gleich dem Weg am Vortag über das Kraftwerk Wienerbruck zur Haltestelle Wienerbruck Josefsberg (10 Kilometer, 200 Höhenmeter hinauf, 280 Höhenmeter hinunter) und die längste Variante führt am Kraftwerk Wienerbruck vorbei durch die Tormäuer und anschließen hinauf zur Haltestelle Gösing an der Mariazellerbahn (14 Kilometer, 360 Höhenmeter hinauf, 350 Höhenmeter hinunter).
  • Zweiter Tag Gemeindealpe
    Wer am zweiten Tag noch etwas mehr Höhenmeter gehen will kann in südliche Richtung starten und über die Halterhütte auf die Gemeindealpe wandern. Von dort geht es entweder zum Erlaufsee oder nach Mitterbach hinunter. Jeweils 10 Kilometer, 800 Höhenmeter hinauf, 850 Höhenmeter hinunter. Auch hier gibt es die Möglichkeit den Sessellift für den Abstieg zu benutzen.
Übersichtskarte openstreetmap. Grafik: Peter, POW AT
Übersichtskarte openstreetmap. Grafik: Peter, POW AT

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   2 Tage Wandern   1.600 HM   1.600 HM   36 km   GPX Track

Ein Kommentar

  1. All die hier rund um und auf den Ötscer vorgestellten Wege sind wunderschön. Ich habe sie alle, bis auf den durch die Tormäuer, begangen. Die lange Tour über den Rauhen Kamm lässt sich eigentlich am besten durch eine Übernachtung am Ötscherschutzhaus teilen. Doch leider ist die Bewirtschaftung dort grottenschlecht und ungemütlich. Da ist es am Schutzhaus Vorderötscher netter.
    Mit solch miesen Gastronomie-Angeboten wird sich Lackenhof nie aus der wirtschaftlichen Krise ziehen können. Zumal es im Ort nicht viel besser aussieht.

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