Karnischer Höhenweg Teil 1: Wanderurlaub am Friedensweg

Blick von der Wolayerseehütte auf den kleinen See. Foto: Birgit Matzinger

Von Sillian zur Unteren Valentinalm/nach Kötschach-Mauthen

Der Karnische Höhenweg ist schon einige Zeit auf meiner Wanderwunschliste gestanden. In 9 Etappen (durchgängig markiert mit 403) geht es von Sillian nach Thörl-Maglern bzw. beschreibe ich hier auch, wie man den Weg auf zwei Teilstücke aufteilen kann (Teil 1: Sillian bis Untere Valentinalm/Kötschach-Mauthen bzw. Teil 2: Untere Valentinalm/Kötschach-Mauthen nach Thörl-Maglern).

Die Etappen sind zum Teil anspruchsvoll und vor allem das Teilstück Sillian bis Untere Valentinalm (Abstieg nach Kötschach-Mauthen möglich) ist viel begangen und eine zeitgerechte Reservierung der Hütten ist notwendig. In diesem Artikel wird der erste Abschnitt beschrieben. In diesem Teil bis zur Unteren Valentinalm/Kötschach-Mauthen gibt es immer wieder drahtseilversicherte Stellen und Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind notwendig. Der gesamte Weg ist wunderschön, oft mit dramatischem Ausblick. Er ist aber nicht nur aufgrund der Bergpanoramen ansprechend, sondern regt auch zum Nachdenken an, da man immer wieder an Schützengräben und Bunkern des Ersten Weltkrieges vorbeikommt.

In Teil 2 könnt ihr die Beschreibung des zweiten, einsameren Wegstücks lesen, welches weniger alpin, aber nicht minder schön ist!

Bezüglich der Verpflegung kann man entweder selbst etwas an Proviant mittragen, sollte aber wirklich aufpassen, dass der Rucksack nicht zu groß und schwer wird. Die Tage sind oft lang und es sind zum Teil sehr anstrengende Etappen, bei denen zusätzliches Gewicht am Rücken das Wandern nur erschwert. Man kann auch in den Hütten (zum Teil sehr teure) Lunchpakete kaufen. Wir haben leichten Proviant mitgebracht und schweres Essen, wie Brot und Obst, von den Hütten gekauft und sind so gut durchgekommen. Abends und morgens haben wir immer auf den Hütten gegessen. Trinkwasser gibt es kostenlos auf den Hütten. Duschen kann man zumeist mit dem Kauf einer Duschmünze oder dem Einwurf von Euromünzen.

Die öffentliche Anreise ist ganz einfach zu bewerkstelligen: Mit dem Zug geht es bis Innsbruck und von dort mit dem Bus nach Sillian. Man kann auch bei einer Anreise aus Wien noch am selben Tag zur Sillianer Hütte aufsteigen oder, so wie wir, entspannt ankommen und in Sillian übernachten. Dann ist es allerdings ratsam, am Tag 1 bis zur Obstansersee Hütte zu gehen. Wir haben auf der Sillianer Hütte geschlafen und hatten am Tag 1 eine sehr kurze und am Tag 2 eine unnötig lange Etappe. Ich kam leider mit der interaktiven Karte auf der Homepage des Karnischen Höhenwegs nicht ganz so gut zurecht und daher hatten wir hier eine kleine ‘Fehlbuchung’, die aber nicht weiter schlimm war.

Tag 1: Von Sillian bis zur Sillianer Hütte

Am ersten Tag braucht man etwa 5 Stunden inklusive Pause, um via Heimatsteig von Sillian zur Sillianer Hütte zu kommen. Es sind 7 Kilometer und 1370 Höhenmeter zu bewältigen. Von der Haltestelle oder vom Hotel (in unserem Fall: Pension Adelheid) geht es durch den Ort an das südwestliche Ortsende über eine Brücke über die Drava. Dort gibt es schon eine gelbe Tafel, die einem den Heimatsteig zur Sillianer Hütte weist.

Rückblick nach Sillian. Foto: Birgit Matzinger
Rückblick nach Sillian. Foto: Birgit Matzinger

Anfangs geht es durch den Wald und erst wenn fast die gesamten 1370 Höhenmeter geschafft sind, wird die Landschaft alpiner. Es gibt auch die Möglichkeit zum Heimatkreuz, welches beim Aufstieg schon immer wieder sichtbar ist, abzubiegen (kein Wegweiser!) und vom Heimatkreuz dann zur Hütte zu gehen. Aufgrund des schlechten Wetter sind wir direkt zur Sillianer Hütte.

Stürmische letzte Meter. Foto: Birgit Matzinger
Stürmische letzte Meter. Foto: Birgit Matzinger

Die Hütte liegt bei Schönwetter sehr aussichtsreich. Das Essen war sehr gut und die Halbpension mehr als reichlich. So war es trotz ‘Fehlbuchung’ ein guter Start in den Wanderurlaub.

Tag 2: Von der Sillianer Hütte bis zur Porzehütte

Da wir am Tag 1 nur bis zur Sillianer Hütte gegangen sind, warten heute knapp 20 km und 1190 Höhenmeter rauf und 1650 nach unten auf uns. Ganze 08:20 sind wir unterwegs – exklusive Pause. Wir folgen den Wegweisern zur Obstansersee Hütte und haben einen Tag voll Aprilwetter. Von Regen und stürmischen Winden bis zu strahlendem Sonnenschein ist alles dabei.

Ausblick am Weg. Foto: Birgit Matzinger
Ausblick am Weg. Foto: Birgit Matzinger

Man sieht nun die ersten Grenzsteine, denn am gesamten karnischen Höhenweg wechselt man immer wieder zwischen der italienischen und der österreichischen Seite. Man kommt auch bei einem Soldatenfriedhof vorbei und sieht die ersten Schützengräben.

Soldatenfriedhof. Foto: Birgit Matzinger
Soldatenfriedhof. Foto: Birgit Matzinger

Wir umgehen den Kessel mit der Obstansersee Hütte und gehen stattdessen am Kesselrand entlang. Der Weg ist auf meiner Karte schwarz eingezeichnet, jedoch nicht herausfordernd.

Rechts der Obstansersee im Bild. Foto: Birgit Matzinger
Rechts der Obstansersee im Bild. Foto: Birgit Matzinger

Wir steigen zur Pfannspitze auf, das Wetter ist neblig und es regnet immer wieder leicht. Hier muss man trittsicher sein und das nasse Wetter ist hier keinesfalls zuträglich. Oben angekommen haben wir keine Aussicht, jausnen kurz im Nieselregen und gehen weiter. Ein felsiger Weg mit stetigem auf und ab und ein Geröllfeld bringen uns dann zur Filmoor-Standschützenhütte. Hier könnte man auch übernachten, aber wir trinken nur einen Apfelsaft gespritzt und machen uns dann auf den Weg zur Porzehütte (noch rund 2 Stunden).

Geröllfeld am Weg. Foto: Birgit Matzinger
Geröllfeld am Weg. Foto: Birgit Matzinger
Herrlicher Blick zurück zur Filmoor-Standschützenhütte. Foto: Birgit Matzinger
Herrlicher Blick zurück zur Filmoor-Standschützenhütte. Foto: Birgit Matzinger

Wenn man die ersten Strommasten erblickt, weiß man, dass es nicht mehr weit ist und wenig später kommen wir in der neu renovierten Porzehütte an. Auch hier gibt es wirklich gutes Essen.

Tag 3: Von der Porzehütte zum Hochweißsteinhaus

Für die König*innenetappe des karnischen Höhenwegs bekommen wir zumindest für den größten Teil strahlenden Sonnenschein. Die 17 Kilometer mit 1370 Höhenmeter bergauf und 1240 Höhenmeter bergab bieten ein Traumpanorama. Wir bewältigen das Ganze in 7:40 und machen nur eine kurze zehnminütige Pause, da es genau dann, als wir hungrig werden, zu regnen beginnt.

Gleich hinter der Porzehütte geht es bergauf und man wird mit einem wunderschönen Ausblick belohnt.

Panorama beim Aufstieg. Foto: Birgit Matzinger
Panorama beim Aufstieg. Foto: Birgit Matzinger

Es geht dann am Grat entlang und es kommen auch zwei drahtseilversicherte Passagen. Generell ist man hier am Grenzkamm unterwegs und es ist durchwegs atemberaubend schön.

Berge in alle Richtungen, soweit das Auge reicht. Foto: Birgit Matzinger
Berge in alle Richtungen, soweit das Auge reicht. Foto: Birgit Matzinger

Als der Abstieg der heutigen Etappe beginnt, beginnt auch der Regen. Und so kommen wir eben nicht zu unserer Pause, sondern gehen weiter. Der Regen lockert aber gegen Ende der Etappe wieder auf und wir steigen dann die letzten zweihundert Höhenmeter zum Hochweißsteinhaus auf. Es gibt auch einen Weg, der den Abstieg und Wiederaufstieg ‘umgeht’, aber alle Menschen, die an diesem Tag diesen Weg gegangen sind, haben mehr als einmal geflucht und meinten, dass es zum Teil auch gefährlich war aufgrund von Schnee und abgerutschten Weg. So haben wir schlussendlich den ‘Umweg’ nicht bereut, denn wir sind sicher und ohne Fluchen beim Hochweißsteinhaus angekommen. Auch hier gibt es gutes Essen, große Teetassen und eine gemütliche Stimmung.

Tag 4: Vom Hochweißsteinhaus zur Unteren Valentinalm

Knapp 21 km, 1.180 Höhenmeter rauf und 1.820 Höhenmeter wieder runter, gilt es am 4. Tag zu bewältigen. Wir gehen via Wolayerseehütte zur Unteren Valentinalm. Insgesamt sind wir etwas mehr als 8 Stunden unterwegs, exklusive Pause.

Wir starten in das feuchte Morgenwetter und gehen durch riesige Schafherden und sehen Alpensalamander, die sich bei diesem Wetter besonders wohl fühlen. Der Aufstieg zum Sella Sissanis ist bei den Temperaturen angenehm, nur der kleine Bergsee ist im nasskalten Nieselwetter wohl weniger eindrucksvoll. Man steigt noch einmal kurz ab, um dann über Schotterstraßen (oder eine Abkürzung) zur Wolayerseehütte aufzusteigen. Diese liegt sehr eindrucksvoll an einem kleinen See. Auf der Wolayerseehütte, wo wir am frühen Nachmittag ankommen und uns über den Trockenraum freuen, machen wir circa 1 Stunde Pause und tanken Energie für die letzten (Kilo)Meter.

Blick von der Wolayerseehütte auf den kleinen See. Foto: Birgit Matzinger
Blick von der Wolayerseehütte auf den kleinen See. Foto: Birgit Matzinger

Nach der Rast gehen wir links am See entlang und bergauf zum Valentintörl. Ab dann geht es bergab zur Unteren Valentinalm, in unserem Fall durch eine Spielwiese für Murmeltiere. Dort angekommen, kehren wir in das dortige Gasthaus ein und freuen uns über Einzelzimmer mit Balkon und warmen (Gemeinschafts)Duschen.

Abstiegsvariante: Wolayerseehütte/Untere Valentinalm nach Kötschach-Mauthen

Man kann auch auf der Wolayerseehütte oder im Gasthaus Untere Valentinalm nächtigen und am nächsten Tag zum Bahnhof nach Kötschach-Mauthen absteigen (via Via Alpina und Römerweg). Von der Wolayerseehütte dauert dies circa 5 Stunden (16 Kilometer, 245 Höhenmeter im Aufstieg, 1.515 Höhenmeter im Abstieg) und vom Gasthaus Untere Valentinalm circa 2:45 Stunden (10,2 Kilometer, 55 Höhenmeter im Aufstieg, 560 Höhenmeter im Abstieg). Der Bahnhof wird leider nicht mehr verwendet, aber der Bus zum Bahnhof Oberdrauburg fährt regelmäßig!

Fazit

Der Karnische Höhenweg ist wirklich ein wunderschöner Weitwanderweg. Ich kann aufgrund der alpinen Landschaft verstehen, dass der erste Abschnitt mehr begangen wird, jedoch kann ich den zweiten Abschnitt wirklich absolut empfehlen. Wer Zeit hat, sollte definitiv den ganzen Weg gehen und auch die einsamen Pfade erwandern.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   5 Tage Wandern   7.800 HM   6.800 HM   107 km   GPX Track

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