Graukogel: bike, swim & hike im Gasteinertal

Graukogel. Foto: Karl Plohovich

Der Graukogel ist aufgrund seiner Lage (direkt über Bad Gastein) und der Sesselliftanlage ein beliebtes Ziel, sommers wie winters. Die ÖFFI-Anreise bietet hier vielfältige Möglichkeiten. Eine davon ist die hier vorgestellte Unternehmung, bike, swim & hike.

Start/Ziel: Bahnhof Lend
Aufteilung Bike/Hike: 75 km/1600 hm Rad, 9 km/650hm Wanderung

Selbst um 4:31 Uhr (Bhf. Aigen) ist die S3 nach Wörgl schon mit Rädern bestückt – vielleicht geht es für die voll bepackten Drahtesel zum Glockner?

BHF Salzburg Aigen – zu nachtschlafender Zeit. Foto: Karl Plohovich
BHF Salzburg Aigen – zu nachtschlafender Zeit. Foto: Karl Plohovich

In Lend kenne ich mich schon aus. Allerdings: Der Aufzug aus der Unterführung ist „Außer Betrieb“. Die Herausforderung des Stufensteigens bewältigen mein schweres E-Rad und ich mit Unterstützung der Schiebehilfe von Stufe zu Stufe hoppelnd.
Der Tunell ins Gasteinertal schreckt mich nach wie vor. Die Fahrbahn ist nass: die Feuchtigkeit der warmen, schwülen Luft schlägt sich am kalten Asphalt nieder.

Morgennebel steigt aus den feuchten Wiesen.

Von Dorfgastein nach Bad Hofgastein… Foto: Karl Plohovich
Von Dorfgastein nach Bad Hofgastein… Foto: Karl Plohovich

In Badbruck heißt mich ein Hinweisschild („Gastein Trail“) die Straße in Kötschachtal zu nehmen. Für einige Zeit geht es auf Schotter bergan, bis es vom Grünen Baum wieder glatt nach Bad Gastein geht. (Die Abkürzung zur Mittelstation der Graukogelbahn, die mir der Karte nach möglich schien, blieb ein Versuch.)

Bad Gastein reibt sich den Schlaf aus den Augen. Foto: Karl Plohovich
Bad Gastein reibt sich den Schlaf aus den Augen. Foto: Karl Plohovich

Dann sehe ich das erste Mal die kleinen, roten, quadratischen Schilder mit dem deutlichen weißen Pfeil „Graukogel“: Ich habe den Anschluss Richtung Graukogellift-Bergstation gefunden! Von nun an geht es zuerst auf Asphalt, dann über Forstwege gut 900 Höhenmeter in das Reich beeindruckender Zirbenpersönlichkeiten, die seit bis zu 300 Jahren atmend das Panorama genießen und diese Terrasse prägen. Junge Exemplare werden mich bis knapp unter den Gipfel des Graukogels (mehr als 2.400 Meter!) begleiten.

Kurz vor der Bergstation – „Zirbenpersönlichkeiten“. Foto: Karl Plohovich
Kurz vor der Bergstation – „Zirbenpersönlichkeiten“. Foto: Karl Plohovich

2,5 Stunden nach meinem Start in Lend parke ich das Rad, verschnaufe ein wenig, und freue mich auf die so viel ruhigere und vertrautere Bewegung: Das Wandern!

Mein Kalkül beim frühen Aufbruch, noch vor den Lift-Gipfelaspiranten und in der Morgenkühle aufsteigen zu können, geht voll auf. Es ist 8:30 Uhr: Die ersten Sessel werden gerade in der Talstation besetzt werden.

Der Weg zum Hüttenkogel ist gut markiert, teilweise tief ausgewaschen und variantenreich. Ein Trail-Runner, den ich mit dem Rad überholt hatte, kommt mir schon vom Gipfle entgegen. Alle Achtung!

Vom Hüttenkogel mit dem schönen, gegen den Wind (heute nicht nötig!) geschützten Jausenplatz schaue ich u.a. hinüber zum Dachstein: Der Schriftsteller Bodo Hell wird dort gesucht, seit vier Tagen, hat mir meine Frau soeben per SMS geschrieben. Dies macht mich betroffen: seinem Buch (Untersberg: Geschichten – Grenzgänge – Gangsteige) verdanke ich viele Anregungen, den Salzburger Hausberg zu erforschen!

Hüttenkogel – unter dem rechten Abspannseil im Dunst der Dachstein. Foto: Karl Plohovich
Hüttenkogel – unter dem rechten Abspannseil im Dunst der Dachstein. Foto: Karl Plohovich

Nun geht es auf schönem Steig, meist etwas rechts (westlich) der Gratkante, zum Graukogel. Die Sorge, wie der Weg im Geröll sein wird, ist unberechtigt: er ist sogar besser als der ausgewaschene Steig in den Almwiesen: Stufen wurden gelegt!

Dank an die Vorfahren: Stufen. Foto: Karl Plohovich
Dank an die Vorfahren: Stufen. Foto: Karl Plohovich

Ein Wanderer kommt mir entgegen: „Wo kommst du her?“ „Von oben!“ – Er hat bereits um 7:30 Uhr mit Kollegen die Personalfahrt des Lifts genützt.

Beeindruckender Gipfelpfad. Foto: Karl Plohovich
Beeindruckender Gipfelpfad. Foto: Karl Plohovich

Es ist noch nicht 10 Uhr, da schaue ich vom Graukogel über diesen vertrauten Teil der Ostalpen: Glockner und die gesamte Prominenz der Goldberggruppe begrüßen mich. Das Tischlerkarkees – wie lange wird es noch durchhalten? 5 Jahre? Oder doch noch 10?

Einer der entlegensten Winkel (nicht nur) der Ankogelgruppe: Hölltorkamm, Tischlerspitze und Tischlerkarkopf mit Tischlerkarkees. Foto: Karl Plohovich
Einer der entlegensten Winkel (nicht nur) der Ankogelgruppe: Hölltorkamm, Tischlerspitze und Tischlerkarkopf mit Tischlerkarkees. Foto: Karl Plohovich

Nun freue ich mich auf den Grat zur Palfnerscharte, dem See entgegen.

Palfner See mit Palfner Hochalm und Blick zu Schareck und Sonnblick. Foto: Karl Plohovich
Palfner See mit Palfner Hochalm und Blick zu Schareck und Sonnblick. Foto: Karl Plohovich

Der Weg ist zwar nicht mehr markiert, wird aber offenbar (von Führern? – eingebohrte Laschen!) des Öfteren begangen: deutliche Spuren lassen keine Zweifel aufkommen und der letzte steile Felsaufbau (gibt er der Scharte den Namen: Palfen = Felsnische, überhängender Fels) wird ostseitig (links) umgangen. Dennoch: ganz schön lang, der Grat.

Der Steig zur/von der Palfner Scharte. Foto: Karl Plohovich
Der Steig zur/von der Palfner Scharte. Foto: Karl Plohovich

In der Scharte ist Zeit für die erste längere Rast und Stärkung. Unten im See wird schon geschwommen, und bald vertraue auch ich mich (Badehose und Handtuch sind vorsorglich im Rucksack mitgekommen) den herrlichen, kühlen, glasklaren Fluten an, schwimme über eine kleine Bucht, gehe an Land, schwimme wieder zurück, lasse die Fuße hinuntersinken und betrachte die Zehenspitzen im Wasser, steige heraus und lausche dem Orchester der Wellen, das links und rechts und unter meinen Sitzstein seine Partitur an den umliegenden Felsen erprobt…

Unbedingt nachahmenswert – an heiße Sommertagen. Foto: Karl Plohovich
Unbedingt nachahmenswert – an heiße Sommertagen. Foto: Karl Plohovich

Wer es eilig hat, kann vom Palfner See gleich zur Bergstation hinübergehen. Ich genieße den Weg zur Palfner Hochalm: herrliche Matten, vereinzelte Lärchen und: Kühe! (Wie kommen die hierher?)

Die Reste der lawinensicher in den Hang geduckten Palfner Hochalm vor dem Graukogel. Foto: Karl Plohovich
Die Reste der lawinensicher in den Hang geduckten Palfner Hochalm vor dem Graukogel. Foto: Karl Plohovich

Beim verfallenden , kunstvoll gefügten Gemäuer fällt mir ein nahes Metallkreuz auf, das ich auf keiner Landkarte finde … Vermisst – und hier aufgefunden…

Schicksale… Foto: Karl Plohovich
Schicksale… Foto: Karl Plohovich

Wieder muss ich an Bodo Hell denken…

Nun geht es nahezu auf der Höhenschichtlinie hinüber zur Bergstation. Hier sind – erwartungsgemäß – viele Wanderer unterwegs. Der Zirbenweg – ein Rundweg nahe der Hütte – ist mit Sitzbänken, „Liegestühlen“ und allerlei Schnitzwerk liebevoll ausgestaltet.

Bis zum Asphalt auf halbem Weg nach der Mittelstation gilt es, die Bremsen und die Vibrationen gut im Griff zu haben, dann läuft es einfach…

In Bad Gastein besorge ich mir noch eine Stärkung; es ist derartig heiß, dass ein Aufenthalt nur im Schatten erträglich ist. Beim großen Wasserfall im Ort bewundern arabische Familien das Naturschauspiel und genießen die Kühle.

Ein Schild leitet mich an die Gasteiner Ache, ein Abstecher zum Badesee (second swim!) wäre möglich. Beim Ortsteil Gadaunern muss man den Fluss („unfreundliche“ Verbotsschilder) wieder verlassen.

Kurz vor Dorfgastein nütze ich eine Rast-Bank und befrage SCOTTY nach einer passenden Verbindung. Die Wahl fällt auf Lend (diesmal nicht Schwarzach).

Das Bergab-Hoppeln am Bahnhof bleibt „uns“ erspart: Der Lift ist bereits wieder in Betrieb!

Pünktlich öffnen sich die Türen der S3 – noch ist gut Platz für mich und mein Rad.

Gut ausgelastet - kann man sagen… Foto: Karl Plohovich
Gut ausgelastet – kann man sagen… Foto: Karl Plohovich

Beim Aussteigen allerdings fordert das Umschlichten der Räder viel gelingende Kommunikation.

Die Runde über den Graukogel sollte mit einiger alpiner Erfahrung ein Genuss sein. Wer kniehohe Stufen ohne Geländer hinuntersteigen kann, wird beim Abstieg am S(SO) Grat – trockene Verhältnisse vorausgesetzt – viele Übungsmöglichkeiten finden. Wer allerdings Tiefblicke fürchtet, sollte davon die Finger lassen. Manchmal wird der Aufstieg über den Grat als angenehmer empfunden werden – mich aber lockte das entspannte Schwimmen im See, nach „vollbrachter Tat“. Die Forststraße auf den Berg ist in gutem Zustand, und die Fahrt im Tal gibt Einblicke in versteckte Weiler mit all ihren Schönheiten.
Natürlich gibt es die Möglichkeit, ein (E-) Bike gleich neben dem Bahnhof in Bad Gastein zu mieten – dann muss man allerdings im Hochsommer auf die Morgenkühle verzichten.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   10:00 Std Bike & Hike   2.250 HM   2.250 HM   84 km   GPX Track

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